Vorlesung: Predigt als Anrede

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Weil die Predigt des Wortes Gottes das Reden Gottes an die Gemeinde ist, sollte vor allem vermieden werden, dass die Schrift distanziert ausgelegt wird. In der Predigt gilt der Lehrsatz, tua res agitur. Der Prediger ist der Mund Gottes, der das Volk Gottes anspricht.

Innerhalb der reformierten Tradition sind wohl unterschiedliche Auffassungen von der Gemeinde als Kirche Christi entstanden, die manchmal scharfe Gegensätze aufzeigen. Die Art und der Ton der Predigt sind in unterschiedlichen Kirchen sehr unterschiedlich. Manchmal ist von Anrede sehr wenig die Rede, da die Predigt kaum als Gnadenmittel Gottes gesehen wird. Manchmal ist die Warnung vor dem und die Beschreibung des Verlorengehens derart überragend, dass fast keine liebevolle Einladung zum Heil zu hören ist. Auf der anderen Seite wiederum wird die Bedeutung des Bundes manchmal derartig überbetont, dass die Predigt vor allem eine Ankündigung des Heils ist, ohne Warnung, außer einigen praktischen Warnungen hinsichtlich der Gefahren mancher Sünden, aber ohne den Ernst des Verlorengehens zu erwähnen.

Diese Vielfalt führt dazu, dass über die Gemeinde als Bundesgemeinde und zu gleicher Zeit über die Bedeutung der Erwählung reflektiert wird. Bei diesem Nachdenken ist es von Bedeutung, den Dordrechter Lehrregeln Aufmerksamkeit zukommen zu lassen.

Die Art der evangelikalen Predigt vor dem Hintergrund einer arminianischen Tradition – mit ihrer starken Anthropozentrik und einem Mangel an Differenzierung zwischen Gemeinde und der ungläubigen Welt – wirft Fragen auf. Hier spielt die Bedeutung des Bundes keine Rolle.

Auf der anderen Seite gibt es eine bestimmte reformierte Tradition, bei der eine einseitige Sicht auf die Erwählung die Verkündigung ausbremst – auch hier fehlt der Bund mit dem Aufruf zum Glauben und zur Bekehrung.

Die Frage stellt sich dementsprechend: Wie verhalten sich Bund und Erwählung? Wie ist das Verhältnis – besonders mit Blick auf die Predigt – zwischen Gottes Gnade und unserer Verantwortung?

Mit diesen Fragen beschreiten wir den Weg und wollen deutliche Schritte aufzeichnen.

Die Vorlesung Predigt als Anrede (Homiletik II) findet vom 12. bis 13. März 2021 statt. Bei Interesse melden Sie sich bitte unter info@rtsonline.de

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